Der Regionale Informationstag (RIT) stand im Zeichen der politischen Situation in den Maghrebstaaten Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen sowie dem Maschekstaat Ägypten.

Dabei handelte es sich in vielerlei Hinsicht um ein besonderes Ereignis: Zunächst war es die erste große sicherheitspolitische Veranstaltung 2022, dem Jahr des 60-jährigen Jubiläums des LGAI. Darüber hinaus war es nach langer pandemiebedingter Abstinenz der erste RIT, welcher (unter Beachtung der pandemischen Auflagen) wieder von geladenen Gästen besucht werden konnte. Und so fanden, neben Ägyptens Generalkonsulin Abeer Omar Mahmoud Soliman, Tunesiens Generalkonsul Nader Bousrih  und Algeriens Militärattaché Oberst Rabah Chaguetmi, zahlreiche weitere Gäste  (insbesondere des Freundeskreises des LGAI) in der Rotunde der Führungsakademie Platz.

Fregattenkapitän Rexforth, der als so genannter „RIT-Meister“ souverän durch das Programm führte, wies die Anwesenden in das Programm ein und gab ihnen einen allgemeinen Überblick in die Region sowie die nicht vertretenen Länder Marokko und Libyen. Anschließend wurde Oberst d.R. Dr. phil. Martin Pabst zugeschaltet, der die sicherheitspolitische Sicht der Bundesrepublik Deutschlands darstellte.

Danach übernahmen die internationalen Lehrgangsteilnehmer, welche ihre Heimatländer - mit besonderem Fokus auf die außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen - vorstellten. Den Anfang machte Oberstleutnant Meziane Mokthari, der Algerien in einem anregenden Vortrag präsentierte. Nach einem allgemeinen Überblick ging er auf die Folgen des „Arabischen Frühlings“ ein und stellte die algerische Sicht auf die Situation in den Nachbarländern dar. Dabei betonte er die Wichtigkeit der Modernisierung und Professionalisierung der algerischen Streitkräfte, die Bekämpfung von organisierter Kriminalität sowie des Terrorismus.

Danach folgte Oberst Amor Gabsi, der es sich nicht nehmen ließ,  neben dem Blick auf die politischen Handlungsfelder Tunesiens, auch besonders auf die landschaftlichen und kulturellen Reize seiner Heimat hinzuweisen. Die instabile Situation in Libyen habe direkten Einfluss auf die Sicherheitslage in Tunesien. Darüber hinaus stellte er die Energiegewinnung sowie die Eindämmung der Arbeitslosigkeit und des Terrorismus als besondere Herausforderungen dar, die neben der anhaltenden Pandemie, bewältigt werden müssen. Nichtsdestotrotz verbreitete er Zuversicht, indem er den antiken Feldherrn Hannibal zitierte: „Entweder wir finden einen Weg oder wir schaffen einen.“

Den letzten Vortrag der Veranstaltung hielt Oberstleutnant Marwan Konber, welcher Ägypten nicht ohne Stolz und Humor präsentierte. Er stellte den außenpolitischen Anspruch Ägyptens heraus, welches sich - auch auf Grund seiner geografischen Lage - als Mittler zwischen afrikanischen und arabischen Interessen betrachte und daher eine aktive Außenpolitik betreibe. Dabei liege es im Interesse Ägyptens, gute Beziehungen zu allen Nachbarn zu pflegen und die Integrität und Einigkeit Libyens wiederherzustellen.

Die anschließende lebhafte Diskussion - geleitet durch den Lehrgangsleiter des LGAI, Oberst i.G. Wasgindt - war Ausdruck des großen Interesses an der Region. Thematisiert wurden u.a. der Status der Westsahara, die Politisierung der jüngeren Generationen nach dem „Arabischen Frühling“, die Situation in Libyen sowie die Beziehungen zu den ehemaligen Kolonialmächten. In seinem Resümee stellte der Direktor Ausbildung, Flottillenadmiral Bock, heraus, dass es sich bei den vorgestellten Ländern um sehr alte Kulturen handele, die auf eine lange Geschichte zurückblicken können, andererseits jedoch sehr junge Nationen seien.

Wie der RIT eindrucksvoll unterstrich, teilen diese jungen Nationen - neben historischen und kulturellen Gemeinsamkeiten - auch viele Herausforderungen. Diese wiederum sind nicht zuletzt auf Grund der geografischen und politischen Nähe Nordafrikas für Europas Außen- und Sicherheitspolitik von immenser Bedeutung.