Am 5. April führte der dritte Regionale Informationstag (RIT) des LGAI die anwesenden Besucher nach Ostasien. Besondere Aktualität erhielt die Veranstaltung nicht zuletzt durch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine sowie die anhaltenden Gebietsansprüche Chinas, insbesondere auf Taiwan. Anders als in den vorangegangenen Jahren, nehmen keine Stabsoffiziere aus China, Russland, Japan oder der Mongolei am LGAI 2022 teil. Südkorea hingegen war durch den Vortrag eines Lehrgangsteilnehmers vertreten.

Kinder aus Ostasien

Die Ehrengäste, der südkoreanische Vizekonsul Herr Jae Bum Oh sowie der Militärattaché Oberst Taejong Ha, konnten sich indes davon überzeugen, dass dies der Qualität der Veranstaltung keinen Abbruch tat: Oberstleutnant Nico Meyer führte als „RIT-Meister“ souverän durch das Programm und gab den Anwesenden zunächst eine allgemeine Einführung in die Region, wobei er sich an der weitgefassten Definition Ostasiens - d.h. einschließlich Russlands und der Mongolei - orientierte.
Dem folgte ein Exkurs zu Russland, wobei ein besonderes Augenmerk auf das russische Selbst- und Demokratieverständnis sowie das Verhältnis zum Westen im Allgemeinen und der Ukraine im Besonderen gelegt wurde. Weiterhin wurden die Mongolei, wie auch die totalitäre Atommacht Nordkorea thematisiert.
Anschließend übernahm Oberst d.R. Hans Joachim Hundt, der die deutsche Sicht auf die Region, mit besonderem Augenmerk auf das bevölkerungsreichste Land der Welt, darstellte. Hierbei betonte er insbesondere die ökonomische Bedeutung Chinas und den daraus abgeleiteten Stellenwert für die deutsche Außenpolitik. Weiterhin stellte er die Positionen der EU und der USA zu Taiwan vor, das China als Teil seines Staatsgebietes betrachtet.

Dem folgte eine Einführung in das Land der aufgehenden Sonne durch den ehemaligen japanischen Militärattaché, Kapitän zur See a.D. Joachim Gutow. Trotz der ethnischen und sprachlichen Homogenität, gebe es DEN Japaner nicht. Ideologisch sei die japanische Gesellschaft ausgesprochen divers, was sich letztendlich auch auf die Außen- und Sicherheitspolitik auswirke.
Den anschließende Ländervortrag übernahm der südkoreanische Lehrgangsteilnehmer Yongsung Kim. Dieser gab den Anwesenden eine kurzweilige Einführung in die koreanische Geschichte, in der auch das schwierige Verhältnis zu Nordkorea - das seitens der Republik Korea nicht als Staat anerkannt wird - thematisiert wurde. Darüber hinaus teile Südkorea als moderne, exportorientierte Demokratie die Herausforderungen vergleichbarer westlicher Industrienationen.
Die anschließende Vorstellung Chinas übernahm Frau Isabell Hinsberger von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Anhand einer schlaglichtartigen Darstellung der Geschichte Chinas, stellte sie die beeindruckende ökonomische und politische Entwicklung dar und leitete die politischen Ambitionen des „Reichs der Mitte“ ab. Nichtsdestotrotz stehe China, auf Grund der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik, demographisch sowie nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie auch wirtschaftlich und innenpolitisch unter Druck.
Diese Entwicklungen würden die Kommunistische Partei darin bestärken, sich einerseits auf die Stärkung des Binnenmarktes zu fokussieren und gleichzeitig außenpolitisch offensiver aufzutreten. China habe sich von einer „Soft Power“ hin zu einer „Diskursmacht“ entwickelt, welche anstrebe Narrative international zu bestimmen. Dies zeige sich etwa in der Taiwanfrage oder beim Umgang mit Menschenrechten, die China als innere Angelegenheit betrachte.
Den Vorträgen folgte eine angeregte Diskussion unter der Leitung des Lehrgangsleiters. Dabei wurde unter anderem das nachbar-schaftliche Verhältnis Japans und Südkoreas, vor dem Hintergrund des wachsenden Einflusses Chinas thematisiert. Weiterhin wurde das chinesisch-russische Verhältnis hinterfragt, um abschließend Möglichkeiten zu diskutieren, eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit von China zu erlangen.

Der nächste RIT „Nordamerika und Karibik“ findet am 24. Mai 2022 statt. (AF)