Die Vereinten Nationen (VN) sind der zentrale Akteur des weltweiten Krisen- und Konfliktmanagements. Ihr Markenzeichen sind die Friedensmissionen, auch „Blauhelmmissionen“ genannt. Stabsoffiziere und ziviles Führungspersonal dieser Friedensmissionen werden an der Führungsakademie der Bundeswehr ausgebildet.

Kern dieser Ausbildung ist der „UNUnited Nations-Staff Officer Course” (UNSOC) in Hamburg, der dreimal pro Jahr durchgeführt wird. Stabsoffiziere und zivile Führungskräfte aus der ganzen Welt werden mit diesem dreiwöchigen Kurs auf Stabsverwendungen in VN-Hauptquartieren vorbereitet. Sie lernen dabei die besonderen Herausforderungen von VN-Friedensmissionen und die große Vielfalt der Vereinten Nationen kennen.

Der UNSOC zeichnet sich durch eine einzigartige Bandbreite an militärischen, politischen, polizeilichen, humanitären und rechtlichen Themen aus, die von professionellen und teils hochrangigen zivilen und militärischen Gastdozentinnen und -dozenten aus dem In- und Ausland vorgetragen und mit den Lehrgangsteilnehmenden erörtert werden. 

„Von Null auf Hundert!“, so beschreibt Oberst i.G.im Generalstabsdienst Axel Jancke, der ehemalige Leiter des Fachgebiets Vereinte Nationen/Europäische Union, die stets steile Lernkurve der Lehrgangsteilnehmenden.

Drei Lehrgangsteilnehmende in Uniform tauschen sich über Lehrgangsinhalte aus

Gemeinsamer Austausch in Form von Gruppenarbeiten sind ein wichtiger Teil des Lehrganges

Bundeswehr/Katharina Roggmann

Wer kann den Lehrgang besuchen?

Das Besondere an diesem Lehrgang ist, dass er personell bunt gemischt ist. Neben Offizieren der Bundeswehr nehmen zivile Führungskräfte aus dem BMVgBundesministerium der Verteidigung, der Polizei und anderen staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen am UNSOC teil. Auch Stabsoffiziere ausländischer Streitkräfte können den Lehrgang im Rahmen der Ausbildungsunterstützung besuchen. Ein geplanter VN-Einsatz ist nicht zwingend erforderlich. Oft ist eine bevorstehende Mission aber Grund für die Teilnahme.

Welche Inhalte werden im Lehrgang vermittelt?

Vielfalt ist nicht nur das Stichwort für die Lehrgangsteilnehmenden, sondern auch für die Inhalte des Lehrgangs. Das Ausbildungsspektrum reicht dabei von der Betrachtung der politisch-strategischen Ebene im VN-Hauptquartier in New York bis zur operativen und taktischen Ebene im Einsatzland. Dabei werden sowohl die Vielzahl der zivilen Akteure im Einsatzland als auch das zivil-militärische Miteinander beleuchtet. Den Schwerpunkt der Ausbildung bildet die taktische Ebene der militärischen Kräfte im Einsatz. Nach einer zweiwöchigen Input-Phase müssen die Lehrgangsteilnehmenden in einer mehrtägigen Planübung ihr neu erworbenes Wissen unter Beweis stellen. Als Team sind sie dann gefordert, typische Problemsituationen in einer „fiktiven VN-Mission“ zu lösen.

Oberst i.G. Axel Jancke blickt in die Kamera
OBERST I.G. AXEL JANCKE Foto: Bundeswehr/Katharina Roggmann
„Die Teilnehmer lernen hier ganz schnell ganz viel! Dies zu beobachten, macht allen Beteiligten große Freude, auch unserem Lehrpersonal. Zudem ermöglicht der Lehrgang den Teilnehmern, ein angemessenes Erwartungsmanagement bei VN-Einsätzen zu entwickeln“.

Wer sind die Vortragenden?

„Menschen mit großer Erfahrung in UNUnited Nations-Einsätzen. Aus der Praxis für die Praxis! Und die Gastdozentinnen und -dozenten sind dabei ebenso unterschiedlich wie hochklassig“, sagt Oberst i.G.im Generalstabsdienst Jancke nicht ohne Stolz. So konnten zum Beispiel auch drei ehemalige Chefs von VN-Friedensmissionen als Gastdozenten gewonnen werden, unter anderem Martin Kobler. Darüber hinaus gibt es eine Fülle ziviler Dozentinnen und Dozenten von internationalen staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen sowie aus dem Auswärtigen Amt. Die Dozentinnen und Dozenten der Führungsakademie der Bundeswehr sind durchweg erfahrene Stabs- und Generalstabsoffiziere, die bereits mehrfach in VN-Einsätzen waren oder Dienstposten im VN-Hauptquartier oder an der Ständigen Vertretung Deutschlands in New York wahrgenommen haben. Zudem werden immer wieder Gastdozentinnen und Gastdozenten live aus Einsatzländern zugeschaltet. Außerdem berichten Lehrgangsteilnehmende immer wieder selbst über ihre eigenen Einsatzerfahrungen, auch zivile Führungskräfte. So wie zum Beispiel Sandra Schuckmann-Honsel von der Welthungerhilfe, die vor Kurzem noch Lehrgangsteilnehmende am UNSOC war und nun als Gastdozentin live aus dem Süd-Sudan berichtet. 

Ein Soldat aus Pakistan sitzt am Tisch und schaut Unterlagen durch

Während der Planübung bereit sich der pakistanische Lehrgangsteilnehmer auf sein Briefing vor

Foto: Bundeswehr/Katharina Roggmann

Die VN-Ausbildung wird an der Führungsakademie der Bundeswehr nicht nur während des UNSOC-Lehrganges vermittelt. Im zweijährigen nationalen und einjährigen internationalen Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst werden die Inhalte ebenfalls zielgruppengerecht in mehrwöchigen Seminaren ausgebildet.