Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat 2022 die Eliten Westeuropas einsehen lassen: Die Russische Föderation ist ein imperialistischer und revisionistischer Staat. Für viele stellte diese Tatsache eine Überraschung, gar eine „Zeitenwende“ dar.

Viel muss geschehen: Die Ukraine ist in
ihren Verteidigungsanstrengungen zu unterstützen, die europäischen Armeen sind
verteidigungsfähig auszurüsten, und die Rüstungsanstrengungen sind erheblich zu intensivieren.
Darauf sind die Institutionen, insbesondere in Deutschland, nicht wirklich vorbereitet. Militärische
Rüstung hat 30 Jahre eine untergeordnete Rolle gespielt, ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit und
als Gegenstand der politischen Debatte lange vernachlässigt worden. Konflikte wurden vor allem
abstrakt, aus der Ferne und aus einem Bewusstsein, diese überwunden zu haben oder vermeiden zu
können, wahrgenommen. Krieg, Konflikt und Rüstung werden in den nächsten Jahrzehnten eine
größere Bedeutung spielen als in der Zeit der letzten Generation. Es wird vor allem darum gehen,
genauere Kenntnisse über die Weltlage zu erarbeiten und viel schneller zu agieren.

Zum Autor: Prof. Dr. Burkhard Meißner ist Althistoriker, stellvertretender Sprecher des Netzwerks für
Interdisziplinäre Konfliktanalysen, kurz NIKA, und Mitglied im erweiterten Vorstand des GIDS. Im
GIDS leitet er den Forschungsbereich „Strategien, Konflikte und Dynamiken in vernetzten Systemen“.
Meißner hat in Kiel, Tübingen, Oxford und Heidelberg studiert; in Heidelberg wurde er 1989
promoviert. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Darmstadt und Erlangen sowie
Gastdozent an der Universität Rom „La Sapienza“. 1996 habilitierte er sich an der Universität Halle,
wo er im Anschluss Oberassistent war. Professurvertretungen, Lehraufträge und Stipendien führten
ihn an die Universitäten Bielefeld, Leipzig und Providence, Rhode Island. 2004 war er
außerplanmäßiger Professor in Halle. Ebenfalls 2004 wurde er ordentlicher Professor für Alte
Geschichte (C4) an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg. Er ist
Oberst der Reserve und begeisterter Cellospieler.


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 Autor: Burkhard Meißner I Foto: Bundeswehr / Johann Michael Scheller