Tobias Kollakowski skizziert bei #GIDSdebate Pekings Interessen und Ambitionen zur See. Immer mächtiger, selbstbewusster, ausgreifender: Chinas Aufstieg und Ambitionen scheinen grenzenlos. Das zeigt sich etwa bei der Marine. So verfolgt die Volksrepublik das gegenwärtig größte Flottenrüstungsprogramm weltweit. Das Ziel besteht in einer global einsetzbaren Seestreitkraft, die unter anderem mit Flugzeugträgern und amphibischen Mehrzweckkampfschiffen das gesamte Fähigkeitsspektrum einer Marine abdeckt.

„Eine Kontinentalmacht will Meer“, lautete denn auch der Titel der sechsten Auflage von #GIDSdebate. Kapitänleutnant Tobias Kollakowski, Reserveoffizier der Deutschen Marine und Wissenschaftlicher Mitarbeiter des GIDS, referierte über Chinas Seemachtsidentität im Kontext seines enormen Wirtschaftswachstums.
Dass sich das Reich der Mitte der maritimen Dimension zuwendet, ist untrennbar mit seiner ökonomischen Entwicklung verbunden, legte Kollakowski dar. Als eine der beiden führenden Handelsnationen sei die Volksrepublik in hohem Maße von den internationalen Seewegen abhängig, betreibe sieben der zehn umschlagstärksten Containerhäfen der Welt und verfüge über einen gewaltigen Schiffbausektor. Kollakowski, Promovend am King’s College in London, erklärte ebenfalls: Chinas Wirken in der maritimen Domäne und der Flottenausbau seien nicht nur ein Instrumentarium der Machtpolitik, sondern auch Ausdruck der neuen chinesischen Identität.
Aus Sicht des Referenten ist diese chinesische Ausrichtung gen See zu begrüßen. Schließlich verdeutliche die Weltgeschichte, dass Seemächte letztlich zur Einnahme einer ordnungswahrenden Funktion und zur Achtung des Seevölkerrechts tendierten. Zudem sei die liberale internationale Ordnung der Gegenwart vor allem von Seemächten geformt worden – also von Staaten, deren Unternehmern an Persönlichkeits-, Eigentums- und Freiheitsrechten lag. Folglich empfehle sich für Deutschland, den maritimen Handel mit und das freie Unternehmertum in China zu unterstützen. Kollakowski weiter: „Darüber hinaus sollten wir nicht nur über, sondern auch mit China sprechen. Warum nicht eine Art NATO-Russland-Rat mit China einrichten?“

Kapitänleutnant Tobias Kollakowski plädiert dafür, mehr mit China zu sprechen. (Quelle: ISPK)
In der anschließenden Diskussion waren jedoch fast ausschließlich Stimmen zu hören, die eine vertiefte Kooperation kritisch sehen oder ablehnen. Die Unterdrückung demokratischer Kräfte in Hongkong, die Kriegsdrohungen gegen Taiwan, die Systemkonkurrenz zwischen der autoritären Volksrepublik auf der einen Seite und der freien Welt auf der anderen – all das spreche gegen eine Annäherung. Gleiches gelte mit Blick auf Pekings aggressives Streben nach Hegemonie im Indo-Pazifik, die Gebietsansprüche und das Säbelrasseln im südchinesischen Meer. Einigkeit herrschte aber in einem grundlegenden Punkt deutscher Außenpolitik: „Bei Werten und Normen müssen wir uns weiterhin eindeutig positionieren und klaren Kurs fahren“, so Kollakowski.

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Autor: Mario Assmann

Foto: US Navy / Shannon Renfroe